Sehr berührt hat uns die Geschichte von Andrea und Markus, deren Sohn Florian still geboren wurde. Ihrer eigenen Erfahrung folgend fertigen sie heute liebevoll kleine Nestchen für Sternenkinder an und würden sich ganz sicher freuen, wenn ihr einmal auf ihrer Website vorbei schaut. Ohne viele Worte zu verlieren, möchten wir die beiden hier gern selbst zu Wort kommen lassen:

Dankbar für unser Sternenkind

Im September 2016 kam unser Sohn Florian still zur Welt.

Beziehungen, die vorher schon auf wackeligen Beinen standen, wurden gekappt oder auf ein Minimum reduziert. Nahe Menschen, die sich in unsere Familienplanung einmischten und versuchten uns das 3. Kind auszureden, bestellten nun ungefragt einen Grabstein. Florian wird bis heute – mit wenigen Ausnahmen – von unserer wirklich großen Familie totgeschwiegen! Er wird weder als Neffe, noch als Cousin oder Enkel genannt und erst recht nicht anerkannt. Interessanterweise würde aber keine dieser Personen den Vater oder Opa bzw. Mutter oder Oma totschweigen… 

Im Ort verließen Menschen das Geschäft, wenn sie uns sahen oder wechselten den Gehweg. Manchmal fühlte es sich an, als würden wir den Tod bringen. 

Oft hörten wir, es müsse doch jetzt mal gut sein, oder ich solle mir Hilfe suchen, damit ich drüber wegkomme. Wie soll etwas gut sein, was nie wieder gut wird? Tot ist tot – und bleibt es auch! Und natürlich wird sein Fehlen immer schmerzen. Trauer ist Liebe und kennt keine zeitliche Begrenzung. Nichts auf der Welt bringt uns unseren Sohn, unsere Zukunft, unser gewünschtes Leben mit ihm zurück. 

Lange hat mich dieses Verhalten tief verletzt und an mir – und allem zweifeln lassen. Mittlerweile glaube ich, dass allein die vage Vorstellung, das eigene Kind könnte sterben, so schwer wiegt, dass den meisten Menschen nur die Flucht oder eine sinnfreie Floskel bleibt. 

In einer Gesellschaft, in der es um „schneller, höher, größer, länger“ geht, hat der Tod keinen Platz. Allein der Gedanke an die eigene Sterblichkeit wird bereits ausgeklammert bzw. verdrängt. Wie soll da der mögliche Tod eines Kindes gesehen und ertragen werden? 

Etwa vier Wochen nach Florians Geburt war ich mit unserem zweiten Kind beim Kinderturnen. Diese Begegnung „verfolgt“ mich bis heute. Immer wieder begegne ich im Ort in verschiedenen Situationen dieser Mutter. Auf die Aussage, dass unser Sohn still geboren wurde, folgte ein: „Sei froh, dass du ihn nicht im Arm hattest.“ Der Mutter, die mir hier zur Seite sprang und ihr sagte: „Hättest du das gerade meiner Freundin gesagt, hättest du dir eine gefangen!“, bin ich noch immer dankbar.

Florian schafft es immer wieder uns gute Menschen, hilfreiche Begegnungen zu schicken.

Er und sein kurzes Leben sind in unserer Kernfamilie fest verankert. Es vergeht kein Tag, an dem nicht sein Name fällt. Ganz selbstverständlich für seine großen und kleinen Geschwister wird sein Geburtstag gefeiert – auf dem Friedhof mit Kuchen und Luftballons.

Und dank des Nestchens, das wir für seine Beerdigung gefertigt haben – und nun auch für andere Sternenkinder fertigen – tragen wir ihn und seinen kleinen Fußabdruck in die Welt.“